Es gibt auch ein Recht auf Erinnern

Im Netz einen guten Ruf zu behalten, ist nicht immer einfach. Vor allem, da es online kein pauschales Recht auf Vergessen gibt. Öffentliche Daten, Links oder Fotos werden nun mal von Suchmaschinen gefunden, können von Dritten kopiert oder gespeichert werden und häufig ist die Quelle der Information nur schwer zu identifizieren und zu kontaktieren. Eine Löschung ist dann meistens mit einem gewissen Aufwand verbunden, sei es Zeit, Nerven oder Geld.

Dass ein Recht auf Vergessen eine ziemlich unrealistische Forderung ist, wurde hier im Blog schon häufiger thematisiert. Und es gibt auch andere Stimmen, wie die von Prof. Dr. Gerrit Hornung, der an der Universität Passau den Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Informationstechnologierecht und Rechtsinformatik innehat.

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Kein Recht auf Vergessen im Internet

Wenn man sich öffentlich im Netz äußert mit Aussagen, die für die Öffentlichkeit bestimmt sind, kann man im Nachgang kein Recht auf Vergessen geltend machen. Doch sollte das Internet “lernen”, zu vergessen? Wo doch ein Begriff wie der Digitale Radiergummi schon vor Monaten zum Unwort des Jahres auserkoren wurde. Auch, weil durch ein erzwungenes Vergessen die Kommunikation, die Transparenz und die Verfügbarkeit von Informationen eingeschränkt würde.

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Die Frage, ob es einen Anspruch auf Vergessen im Internet gibt, wird nun bald in der EU gerichtlich geklärt werden. Der Europäische Gerichtshof verhandelt hier den Fall eines Spaniers, der von Google verlangt, seinen Namen aus dem Index der Suchmaschine zu nehmen. Ein kontroverses Thema, bei dem die Position von Google klar ist. Der Suchmaschinenbetreiber will eben nicht dafür sorgen, dass negative oder unangenehme Informationen aus der Vergangenheit einer Person aus dem Internet verschwinden. Google sieht sich als Suchmaschine ein Vermittler von Informationen, nicht aber als deren Herausgeber.

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Löscht mich hier raus, ich bin nur ein Nutzer

Vergessen, so erklärt es das digitale Nachschlagewerk Wikipedia, ist gemeinhin das Verschwinden von im Gehirn gespeicherten Informationen. Ausschlaggebend hierbei sind unter anderem das Interesse und die Wichtigkeit der Informationen. Doch für das virtuelle Gedächtnis der Menschen, das Internet, ist offensichtlich jedes Bit von immenser Bedeutung. Nichts wird vergessen. Sukzessive wird unser Denken und unsere Verantwortung ausgelagert: Flickr verwaltet meine Schnappschüsse, Amazon weiß, was ich unbedingt lesen möchte und empfiehlt mir gleich noch den Film, den ich im Kino verpasst habe. Linkedin lädt mich auf ein Bier in meine Stammkneipe ein und MySpace begleitet mich zu Konzerten. Groupon weiß, dass ich heute Lust auf Pizza habe, weil der Italiener an der Ecke ein Sonderangebot bereit hält und ITA bucht meinen Urlaub. Ich erwarte demnächst ein umweltschonend konzipiertes und nachhaltig geborenes Baby, da ich kürzlich auf Verivox.de nach grünen Versorgern gesucht und meiner Nichte online ein Mützchen für ihre Tochter bestellt habe. Es wird übrigens Bing heißen und statt Mama und Papa zu sagen, lernt es zwitschern. Der Name seines ersten Freundes? Tom natürlich!

Löscht mich hier raus, ich bin nur ein Nutzer.

In den 3,5 Jahren seit Yasni online gegangen ist wurden über 100.000 Support-Anfragen bearbeitet. Die Löschung einzelner Ergebnisse oder deren Aktualisierung bis hin zur Entfernung aller Ergebnisse zu einer Person stehen mit 36,1 % oder ca. 37.500 Anfragen ganz oben auf der Wunschliste der Nutzer: So stellte der mitten im Examen steckende Student plötzlich fest, dass Personalchefs auf zwar alte, aber offensichtlich aufschlussreiche Anfragen gestoßen waren, die einem Bewerbungsgespräch entgegenstanden. Grund des Misstrauens waren Bitten des damals noch auf ein Gymnasium gehenden Prüflings nach der Adresse eines günstigen und qualitativ hochwertigen Coffee-Shops in Amsterdam. Schließlich sollte die Abiturfahrt eine bleibende Erinnerung hinterlassen. Doch damit nicht genug. Da die Kaffeehäuser in Deutschland ein geringeres Warenangebot als die in Amsterdam vorzuweisen haben, war auch das Interesse an Tipps und Ratschlägen, wie man die erworbenen Rauschmittel möglichst unentdeckt bis zu den Freunden in die Heimat transportieren könnte, groß. Schlussendlich wurde noch um Informationen zu den marktüblichen deutschen Preisen gebeten, um gegebenenfalls weitere Fahrten günstig gegenfinanzieren zu können. Eingetragen und unterschrieben wurde stets mit Realnamen, weswegen andere Teilnehmer in ihren Antworten freundlicherweise recht diffus blieben.

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