Es menschelt täglich

Kennen Sie das? Man glaubt sich noch im tiefsten Schlaf der Nacht und gerade da klirrt der Wecker einfach erbarmungslos, ohne Gnade! Also, wer ein solches Unikum erfunden hat, jemand aus seinem natürlichen Schlaf zu reißen, muss wohl ein Masochist (bzw. Sadist) gewesen sein! Wie auch immer, es folgt der schwerfällige Weg ins Bad und die Dusche mag heut auch nicht recht munter machen – zum Glück machen sich die Kinder inzwischen selbstständig schulfertig, im Gegensatz noch vor 3 Jahren.

Der Kaffee quält sich durch die Maschine und die Zeit rinnt gnadenlos in Richtung 7.30 Uhr. Irgendwie mag das Frühstück nicht schmecken und der Traum vor dem ärgerlichen Wecker ist noch im Bewusstsein verankert. Der Schmerz im Nacken von gestern Abend ist auch noch präsent – perfekter Start auf dem Weg in die Menschheit…

Was nun? Was tun? Guter Rat ist teuer! So oder ähnlich geht es hunderten von Menschen kurz vor dem Weg ins Büro oder ins Geschäft, wo immer „Mensch“ gefordert wird. Doch glücklicherweise hat uns die Schöpfung mit einem natürlichen „Schauspiel-Talent“ ausgestattet, welches uns bestens nach außen „funktionieren“ lässt. Ein gekünsteltes Lächeln, die allmorgendliche Zeremonie der Begrüßung und unser Talent der aufgesetzten Freundlichkeit, lassen uns leicht zur Normalität des Alltags übergehen – scheinbar!

Vielleicht denken Sie jetzt, also ich bin das nicht, der da eben beschrieben wird. Na wunderbar! Doch mein Anliegen heute morgen geht eben in eine andere Richtung! Stellen Sie sich vor, wieviele Menschen in ihren alltäglichen Begegnungen gerade voller Kummer und Problemen so auf den Arbeitsplatz kommen und eben dieses bewusst verbergen, obgleich es ihnen jetzt sehr weh tut in der Seele. Vielleicht eine Wochenend-Ehekrise oder finanzielle Notlage oder eine schlechte besorgnisbringende Arztdiagnose. Wir leben in schwierigen Zeiten! Umso mehr ist von uns als Mensch – Mitmensch – soziale Kompetenz und soziales Füreinander mehr als je zuvor erforderlich.

Wenn Sie sich heute stark genug fühlen, versuchen Sie sich in den „Starken“ hineinzuversetzen. Innere Not zu erfühlen oder Angst zu erspüren. Dafür wurden wir Menschen mit sensiblen Fühlern-Antennen ausgestattet, dieses erspüren zu können, aber auch nur wenn die Bereitschaft dazu da ist!

Mit einem solchen Vorsatz heute in die Woche zu starten, auch nur einem Menschen so zur Seite zu stehen, ist etwas sehr Wertvolles und zeichnet Sie zu einem besonderen Chef oder Kollegen aus. Solche Menschen werden gebraucht.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen ganz besondere Woche, ausgezeichnet mit einer wertvollen Note… wenn’s menschelt!

Ihr Stefan Gutensohn

17 Gedanken zu „Es menschelt täglich“

  1. Ist doch schrecklich, noch ganz benommen aus der Traumwelt schreit uns der Weckalarm des Lebensalltags an. Gefühle von Panik, Überforderung sind somit vorprogrammiert.
    Den eigenen Biorhythmus finden, heißt so zu Bett gehen, dass wir am nächsten Morgen wach werdend ZU-UNS-KOMMEN, um dann mit Hilfe unserer Rituale in den Tag zu finden .
    So den Tag beginnend, wäre ich eher in der Lage, auf andere einzugehen.

    Fazit zu Stefans Beitrag: Ich kann nur so gut zu anderen sein, meine Fühler ausstrecken,wie ich mich selbst spüre und gut zu mir selbst bin.

    1. wie schön wäre das ,barbara ,wenn das bei allen oder zumindest mehreren so sin würde? manche wollen ihre fühler gar nicht aus strecken? für manche ist der morgen „ein grauen“! Morgengrauen

  2. Gefühle wahr nehmen, andere Menschen spüren, keine Maske aufsetzen, die mich schützt…. Ein schöner Vorsatz, der sicher viel bewirken würde. Nähmen doch die Menschen aufeinander Rücksicht, würden sie miteinander in Kontakt kommen. Spüren was zwischen den Zeilen gesprochen wird und was sich hinter der Maske verbirgt.
    Ehrlich gesagt wollte ich gar nicht, dass meine Umgebung so viel sieht. Ein wenig Schutz sollte sein, da doch immer die Gefahr besteht der andere könnte sein Wissen „aus“-nutzen.
    Bei Menschen, die mir wohl gesonnen sind hingegen wünsche ich mir das. Dann brauche ich nicht Mauern erbauen und Masken tragen, sondern darf ich selber sein. Echt, spürbar und berechenbar.
    Danke Stefan…. ein schöne Wunsch und Gedanke :-))

  3. marcus , wir haben nicht ganz umsonst einen „fassadenschutz “ erhalten den wir nutzen können ,er sollte aber nicht zum schneckenhouse werden.

  4. Ich halte von “Fassadenschutz“ nicht viel. Mein über alles geliebter Vater sagte mir immer:

    -“Zeige dich wie dir danach ist und wie du bist.. Es ist nicht deine Sorge, wie andere das aufnehmen. Er sagte auch, ärgere dich nicht viel, wenn man dich bestiehlt. Freude dich darauf, dass du etwas hast, was andere auch haben möchten. Ob Wissen oder Werte.. Das bedeutet, dass du reich bist.. Ich wünsche dir immer, dass dein Ideenreichtum und Wohlstand nie endet, damit du nicht von Fremde abhängig wirst”..

    Ja, er war für mich der bester Vater der Welt, verwöhnte meine Geschwister und mich stetig und gab uns so viel Liebe in Überfluss, so dass ich jetzt mit 55 Jahren noch immer Teile davon weitergeben kann..Das geliebt worden zu sein ist das wertvollste Erbe der Eltern an ihre Kinder für die Zukunft und eine nie versickernde Kraftquelle, die kein Menschen einem wegnehmen kann.

    Ich stehe jedentag um 6 auf und freue mich, dass meine Söhne und ich wieder einen Tag in Gesundheit und Liebe anfangen dürfen. Natürlich mache ich mindestens eine Stunde Siesta um die Mittagszeit um Nachmittag mehr zu geniessen 🙂 Diese ehrlich empfundene Dankbarkeit erlaubt mir niemals einen launischen Tagesanfang.

    Wenn man manche Personen fragt: wie war dein Tag?.. Bekommt man als Antwort: Nichts besonderes, ein stink normaler Tag..

    Stink normal? Wenn alle Familienmitglieder gesund sind, wenn sie keinen Hunger und Durst leiden müssen, wenn sie nicht frieren müssen……… kann es sich nur um einen besonders schönen Tag handeln aber, niemals um einen stink normalen..

    In diesem Sinne wünsche ich euch jeden Tag einen besonderen Tag und grüsse herzlich aus Paraguay..

    Tedora

  5. Liebe Tedora, und alle anderen KommentarInnen,
    diesen Teil deines Textes:
    „Das geliebt worden zu sein ist das wertvollste Erbe der Eltern an ihre Kinder für die Zukunft und eine nie versickernde Kraftquelle, die kein Menschen einem wegnehmen kann.“ musste ich eben meinem 19 jährigen Sohn vorlesen. Er sagt, „sehr treffend und gut formuliert.“
    Die von dir beschriebene Form der Dankbarkeit lebe ich auch. „Stinknormal“ ist ein Geschenk – ich liebe gewöhnliche Tage. Ich freue mich wirklich jeden Abend in meinem Bett zu liegen, meine Fam. um mich zu haben – nicht in der Fremde in einem Hotel zu sein. Von der Arbeit n.H. zu kommen und unser Fam.essen zu genießen, nicht allein im Restaurant zu sitzen, wo schon lange auch das beste Essen nicht mehr schmeckt.
    Ein Zuhause zu haben, mit allem, was dazu gehört, und dass es den Menschen darn gut geht, dies erfüllt mich mit größter Dankbarkeit.
    Als 40 jährige habe ich noch nicht so empfunden.
    Die Verluste des Lebens lassen Freude über das was gut ist wachsen.

  6. danke , ich finde es sehr wertvoll , dass wir hier in den kommentaren auf sehr wesentliches stossen ,dank eurer tiefgründigen emphatie. so wird ein artikel eines “ morgenmuffels “ zum denkanstoss für die wichtige elternliebe , der erlebte tag als etwas besonderes und die familie als motivation morgens freude zu vermitteln.was will ein blogschreiber mehr?

    with warm regards stefan guetensohn

    1. das zusätzliche „e“ in meinem nachnahmen steht für ehre den kommentierenden ,wem „e“ ehre gebührt , vor allem unseren eltern !“
      stefan gutensohn

  7. Und grad weil es so viele gibt, die mit privaten oder beruflichen Problemen zur Arbeit gehen (wenn sie denn eine haben), die vielleicht deshalb nicht die beste Laune verbreiten- grad deshalb sollten wir Nachsicht üben bzw. nicht Gleiches mit Gleichem vergelten.
    Bei Maxi Wander las ich:
    „Wenn Du einem Menschen begegnest, soll er mit einem Lächeln weitergehen, und sein Puls soll um drei Grade stärker schlagen, weil Du ihm eine Ahnung von seinen verborgenen Kräften und den in ihm schlummernden Ideen verschafft hast.“
    So soll es sein.

    Apropos Maske. Es gibt viele Menschen, die hinter einer Maske leben und dabei unglücklich sind.Eine Maske behindert die Sicht auf die Dinge, eine Maske schmerzt auf Dauer..

    Zum Schluss einen lieben Gruß an alle, vor allem an die, welche sich noch über Stink-Normalitäten freuen können!

    Regina

    1. ich , freu mich vor allem über solche wirklich sehr wertvollen kommentare , die mich lehren und mir sehr viel mit auf den weg geben .

  8. @Barbara Schweiger

    Ich freue mich, dass du auch so empfindest.. denn.. anders hättest du nicht die ausreichenden Kräfte anderen beizustehen.. Dass du dafür auch Geld bekommst ist für mich kein Argument um es nur als Arbeit gegen Bezahlung zu deklarieren. Würden sonst so traurige Nachrichten punkto Patienten oder Älterenbetreuung in den Medien zu lesen sein, da manche sich überschätzen und solche Feingefühl erfordernden Aufgaben nur als Job sehen!?

    Liebe zum Leben, Lebendigem und zu Dir selbst sind die helfenden Kräfte, die deinen Erfolg auszeichnen.

    Liebe Grüsse an alle.

    Tedora

    1. es gibt dinge ,die menschen tun ,die sind nicht bezahlbar ……wieviel kostet eine hand in tiefster not?

    2. tedora für meine dienste seid einiger zeit mache ich gerne von herzen ehrenamtlich ! doch das ändert nichts an der einstellung.

  9. Hallo,
    leider ist es doch so, dass viele Menschen garnicht wissen WOLLEN wie es dem Nächsten geht. Ja, über den Satz kann man sich jetzt empören aber leider ist es oft so. Dieses: „Hallo, wie geht es dir ?“, das ist oftmals nur ein „Standardspruch“ wo kein wirkliches interesse in der Frage steckt !
    Viele Menschen tragen lieber ihre Maske anstatt mit ihren Gefühlen und Ängsten offen zu sein, weil die Umwelt oft mit Ignoranz, gar mit Ablehnung, Entfernung reagiert.
    Ich kenne einige Menschen die harte Schicksalsschläge hatten (jeder wird solche Menschen in seiner Umgebung haben) und an vielen Stellen hört man das >Gleiche: Die „Freunde“ und Bekannten etc. haben sich rar gemacht, weil sie vom Kummer des Mitmenschen nichts wissen wollen. In Krisenzeiten erst merkt man wer WIRKLICH mitfühlend ist, wer wirklich Freund ist, wer die Stärke hat auch mal trauriges zu hören und darauf zu reagieren, zu agieren.
    Schon ein lieber, ernstgemeinter Anruf an die betreffende Person: „Hallo, wie fühlst du dich ?“ (ernst gemeint, mit ehrlichem Interesse) kann wunder wirken, smile.

    Tamara Wittig

    1. tamara ,danke . sehr offene worte über die es wirklich nachzudenken gilt ! je härter die zeit ,desto unsensbler und rauher ,fast egoistischer reagiert „mensch“!

  10. ja, „wie geht es dir“? ich glaube , fast jeder steht im grunde sich ,also seinem problem am nächsten. mag es auch geringer sein ,für diesen ,bleibt es sein grösstes ,scheinbar unüberwindlichste.da schaffens dann manchen nichtmal sich zum telefon hin zu überwinden.
    und genau die ausnahmen ,sind die menschen ,vor denen wir „im leben den hut abziehen“!
    deshalb

  11. “Wie geht es dir”?
    Ich finde man sollte auch trotz eigener Probleme seine sensiblen Antennen auf Empfang gestellt haben, damit man nicht blind durch die Welt rennt und womöglich gute und ehrliche Freunde verliert, denn die sind besonders im heutigen rauhen Alltag sehr wichtig.

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