„Wer im Netz präsent sein möchte, muss seine Inhalte kostenlos anbieten.“, behauptete einmal Chris Anderson vom streitbaren US-Technologie-Magazin „Wired“. Das Prinzip des freien Marktes und der Preisbildung scheint im World Wide Web irgendwie durcheinander geraten. Und das betrifft nicht nur Medienkonzerne, für die Onlineausgaben lange Zeit nur eine kostenlose Beigabe waren.
Ganz selbstverständlich stöbern wir durch Wikipedia mitsamt ihren Ablegern zu Fernsehserien, Comicreihen und Fantasywelten. Wir teilen unsere Bilder auf Flickr, sind via Twitter hautnah bei Promi-Hochzeiten, Wahlen sowie Naturkatastrophen dabei und auf Facebook mit der ganzen Welt befreundet. Wir telefonieren, chatten, verabreden und informieren uns zum Nulltarif. Und das ist mittlerweile ganz selbstverständlich. Natürlich ist uns bewusst, dass wir doch irgendwie dafür bezahlen müssen. Unsere Daten werden analysiert, ausgewertet und schlussendlich erhalten wir mehr oder weniger personalisierte Werbung präsentiert.
Ganz wohl ist uns bei dem Gedanken an diese Datensammlung allerdings nicht. Wir erwarten aber gleichzeitig, dass alles funktioniert: Google muss natürlich immer erreichbar sein, das Hochladen von Bildern darf nicht zu kompliziert und die Sprachqualität von Skype soll auch über Kontinente hinweg ausgezeichnet sein, während wir nebenbei Musik und ganze Filme versenden. Doch die Software dazu muss nicht nur entwickelt, sondern auch gepflegt werden; sie soll fehlerfrei sein und stets auf dem neuesten Stand der Technik. Ach und wenn man einmal nicht weiterkommt, steht gewiss ein freundlicher Mitarbeiter bereit, der Netz- und Kompatibilitätsprobleme im Handumdrehen löst. Nicht zuletzt benötigen die Server, wo all unsere Urlaubserinnerungen, Filme und Spielstände abgelegt sind, Strom, Platz und wiederum geschultes Personal, das bei Ausfällen schnell eingreifen kann.
Seien wir ehrlich: Wir würden nie in ein Schuhgeschäft gehen, dem Verkäufer unsere Essgewohnheiten, Urlaubspläne und Freizeitaktivitäten offenbaren, nur um die neuen Stiefel – voller bunter Aufnäher, Sticker und Anhänger – kostenlos mitnehmen zu können und dann auch noch erwarten, dass wir rund um die Uhr vorbeischauen können, wenn mal ein Schnürsenkel gerissen ist. Ein zugegebenermaßen nicht ganz ernst gemeinter Vergleich. Und laut einer von dpa veröffentlichten Umfrage vom 19. Dezember 2012, darf Qualität selbstverständlich einen Preis haben: Mittlerweile sind 38 Prozent der Deutschen bereit, für hochwertige Angebote zu bezahlen. Selbst wenn die Befragung vor allem auf journalistische Produkte bezogen war, so wird doch deutlich, eine Kultur oder Mentalität des Nichtbezahlens ist wohl eher ein Mythos.
Und natürlich interessiert mich auch Ihre Meinung, liebe Yasnianer! Für welche Dienstleistungen (abgesehen von den klassischen Shops) zahlen Sie gern, wann fängt personalisierte Werbung an zu nerven, wo kann man das Netz aktiv mitgestalten und so mit der eigenen Kreativität zahlen? Auf welche Angebote können Sie keinesfalls verzichten, welche sind eher überflüssig?
(ein Beitrag von Jan Gabert)
Ich wäre zum Beispiel bereit für Facebook einen Jahresbeitrag von vlt. 5 € zu zahlen.
Nur ist es leider so, dass eine einmal eingeführte Gebühr/Steuer dann gern und oft erhöht wird. : /
Es ist ja aber nicht so, dass Facebook die 5€ pro Jahr dringend nötig hätte. 😉
*** personalisierte Werbung ***
Grundsätzlich habe ich nichts gegen Werbung. Doch was Google macht nervt einfach.
Vor über einer Woche habe ich nach einer Gewürzmühle gesucht und auch am gleiche Tag gekauft. Seit dem erhalte ich ständig auf Webseiten mit Google Adwords die Gewürzmühle präsentiert. Ich benötige mit Sicherheit keine Zweit- oder gar Dritt-Gewürzmühle.
Wenn man, so wie ich ca. 8-10 Stunden am Tag im Internet verbringt, ist es wirklich lästig.
Das ist schon wahr, mit der Google Werbung. Auf der anderen Seite, ist es die einzige Möglichkeit schnell eine neue Firma, oder eine neue Idee auf den Markt zu bringen. Sonst musste man warten und sich gegen Tradition, oder alteingesessene Ideen durchsetzen.