„Versicherung gegen Cybermobbing: Kaum Nachfrage“ titelten einige Nachrichtenseiten im Frühjahr 2012. Während es in Frankreich schon einige Versicherungen gegen Rufmord im Internet gibt, hielt sich das Interesse in Deutschland bisher offenbar in Grenzen. Ob sich das jetzt ändern wird?
Da kämpft eine Ex-Präsidentengattin gegen diffuse Internetgerüchte über ihre Vergangenheit, trägt diese Gerüchte oder wenigstens die Berichterstattung über ihren Kampf gegen eben jene Gerüchte dazu in die Printpresse und legt sich dazu mit Google an, dessen Auto-Vervollständigen-Funktion sie als persönlichen Affront versteht. Das ist problematisch.Denn wodurch werden die Gerüchte, die vor über einem halben Jahr aufkamen und nie den Weg in die Medien fanden, heute interessant?
Barbra Streisand hatte vor einigen Jahren dasselbe Problem. Ihr Versuch, Informationen im Netz zu unterdrücken, hatte den gegenteiligen Erfolg: Durch die erhöhte Aufmerksamkeit verbreiteten sich diese Informationen rasant und wurden erst dadurch mit ihr in Verbindung gebracht. Dieses „Streisand-Effekt“ genannte Phänomen funktioniert natürlich bei pikanten Gerüchten wie im Fall Bettina Wulff noch viel besser.
Das eigentliche, Monate alte Gerücht mag im Netz kaum noch auffindbar sein, aber es gibt zahllose Seiten, die es jetzt kolportieren und weitertragen, indem sie über den Kampf berichten. Und je mehr Leute sich aufgrund der medienübergreifenden Berichterstattung im investigativen Journalismus versuchen und die unerwünschte Begriffskombination in die Suchmaschine ihres Vertrauens eingeben, desto stärker priorisieren und vernetzen die Suchalgorithmen bei z.B. Google, Yahoo und Bing diese Begriffe. Das passiert tatsächlich automatisch und Google argumentiert in seiner Auseinandersetzung mit Bettina Wulff auch damit, dass eine Suchmaschine nur Nutzerverhalten widerspiegelt und selbst eben keine wahren oder unwahren Tatsachenbehauptungen aufstellt.
Was könnte Bettina Wulff tun?
Aktuell verklagt sie Google, um zu verhindern, dass ihr Name in der Auto-Vervollständigen-Funktion mit einschlägigen Begriffen in Verbindung gebracht wird. Egal ob sie damit Erfolg hat oder nicht (denn entgegen den Aussagen von Google kann und wird die auto-complete-Auswahl gelegentlich redaktionell gesteuert), sind dadurch die Gerüchte nicht aus dem Internet verschwunden.
Um diese Gerüchte wegzubekommen, müsste sie von den jeweiligen Seitenbetreibern verlangen, dass diese die Informationen/Behauptungen entfernen. Das kann bei den ursprünglichen Gerüchten klappen – zumindest wenn die Betreiber im Inland sitzen und die Seiten ein Impressum haben. Trotzdem kann das nicht nur aufwändig, sondern auch teuer werden. Reputationsdienstleister oder Anwälte arbeiten auch im nachgewiesenen Schadensfall nicht kostenlos – aber da kommt wieder die eingangs erwähnte Cybermobbing-Versicherung ins Spiel. Vielleicht entsteht da jetzt tatsächlich ein neuer Markt.
Wir empfehlen: Ruhe bewahren, die Diskussion nicht befeuern (Streisand-Effekt!), Einträge, die nur unangenehm, aber nicht strafrechtlich relevant sind, zähneknirschend dulden, und gegebenenfalls dafür sorgen, dass die „guten“ Einträge in den Suchmaschinen ganz oben stehen.
Auch eine Richtigstellung, die das Gerücht klar benennt und nicht nur andeutet, würde bei denselben Begriffen gefunden werden.
um es auf den Punkt zu bringen: jeder hat in diesem Land das Recht, für sein Buch Reklame zu machen. Und jeder hat das Recht zu entscheiden, ob er das Buch kauft oder nicht. Jeder hat auch das recht, unsympathisch zu sein oder mit einem Menschen zusammen zu leben, der schlechte Publikumswerte hat.
Ich will sogar so weit gehen und sagen, das Recht „Nicht-gut-anzukommen“ ist sogar ein Menschenrecht.
Aber niemand hat das Recht, andere Menschen zu verleumden oder durch üble Nachrede zu diffamieren. Im realen Leben wird Verelumdung mit 5 Jahren Gefängnis oder einer ebenso langen Zeit in einer geschlossenen Abteilung geahndet, wenn der Täter nicht zurechnungsfähig ist.
Im Internet scheinen die Rechtsverletzer Narrenfreiheit zu geniessen und offenbar den Schutz der Provider, die solche Schmähungen hosten. Das muss dringend geändert werden. Zur Informationsfreiheit gehört auch, Straftätern das Handwerk zu legen. Es gibt kein Menschenrecht auf Verleumdung.
Also ist die Klage gegen Google in ihren Augen berechtigt? Klar ist, dass Frau Wulff die Gerüchte absichtsichtlich wieder hochgekocht hat, um ihr Buch zu verkaufen. Das passiert hin und wieder mal. Aber erst die Medien zum Hypen nutzen und dann überascht sein, wenn was vom Hype zurückkommt und hängenbleibt? Das ist doch sehr naiv, oder? Frau Wulff hat jedenfalls dafür gesorgt, dass die Gerüchte sich ins Netz gebrannt haben.
Es ist schon des öfteren so gewesen, dass durch Manipulation, geschicktes Gerüchtestreuen- selbstverständlich am rechten Ort und zur rechten Zeit – „jemand“ DEN Bucherfolg hatte.
Wenn es dann auch noch gekauft wird, hat alles Sinn gehabt.
Die Neugier ist groß auf das Leben derer, die „da oben“ sind oder waren.
Ob es in besagtem Fall auch so ist? Keine Ahnung. Die Gedanken sind frei…heißt der Anfang eines deutschen Volksliedes.
Die Fälle Günther Grass und Christian Wulff zeigen in aller Deutlichkeit. Die Presse in Deutschland ist gleichgeschaltet.
Finanziell rechnen wird sich das vermutlich kurzfristig. Aber ob sie sich und ihrer Familie damit langfristig einen Gefallen getan hat…
..das sei natürlich dahingestellt…
Ich persönlich finde auch, dass das Internet keine rechtsfreie Zone sein darf. Aber wer soll da was regeln und wer, so frag ich, hat da Durchblick?
Gewiefte Anwälte haben eh das Internet schon als Goldesel erkannt. XYZ (Name bekannt) hat sich den Internetshop duch einen Profi aufstellen lassen. Was ist passiert: Der Profi hat ein Foto eingebaut, für das jetzt 9000 Euro gezahlt werden sollen. XYZ hat keine Ahnung von Websiten und deshalb in gutem Glauben, dass eine Firma das richtig macht, dies in Auftrag gegeben. Das Ende vom Lied: XYZ ist als Seitenbetreiber für deren Inhalt verantwortlich und die Anwälte verhandeln über die Höhe des Bilderpreises. Vorher kam kein Hinweis, dass da ein geschütztes Bild eingestellt ist.
Gehört solchen Anwälten nicht auch das Handwerk gelegt?
Wächst uns das, was sich so täglich im Internet abspielt, nicht eigentlich schon über den Kopf?
Aber Frau Wulff hat sicher die entsprechenden Berater um sich, die sie vor diesem Fiasko hätten bewahren können. Wobei sie ja aktuell selbst als PR-Beraterin arbeitet. 😉
Und so gesehen, Florian, hätte sie wissen müssen, welche Mine sie da lostritt. Selber schuld, kann ich da nur sagen.
Vielleicht hat sie es ja gewusst und es trotzdem bewusst gemacht. Kann sie so gerissen und genial sein? 😉
Wer weiß das schon, aber sie wird ihre Beweggründe haben.
Sie ist noch jung und will evtl. noch einiges in ihrem Leben verändern. 😉
Meine Vermutungen behalte ich aber lieber für mich.
So oder so, sie hat etwas in Bewegung gebracht.
… schade, ich denke sie haette ueber ihre Erfahrungen als prostituiertes Aschenputtel-Kind berichten sollen!
Dann haette sie fuer Verbesserungen fuer derzeitige Kinder in solchen Zwangslagen sorgen koennen.
Aber nein, sie ist erfolgreich zu einem ruecksichtslosen wilden Tier erzogen worden.
Sie hat alle Uebel gegen ihre Person ueberlebt, jetzt befindet sie sich unter den Taetern – die kommen in DIESER Gesellschaft sowieso gut / besser an. Deutsche koennen kein Mitleid ertragen, da sie zu sehr gedemuetigt wurden.
Was fuer eine Karriere? Heiratet den Peiniger und fuehrt ihn vor.
Da Christian Wulff als Bundespräsident seinen Wohnsitz nach Berlin verlegt hatte und er immer noch versucht, mit einem Bein dort zu bleiben, hat er sein günstiges Horoskop zerstört (siehe dazu unter „terratekt.de“ den Artikel „Aktuelles“). Für einen Laien ist dies zwar unverständlich, aber es hat funktioniert, und so lange Bettina Wulff mit ihm verbunden ist, hängt sie in diesem Netz mit drin. Schade, aber die Gesetze des Schicksals sind unerbittlich.
Walter Lutz